Konzeption und Gestaltung

Mit der Entscheidung für die Acta Cusana im Rahmen der Heidelberger Ausgabe der Opera omnia war das bisherige Auswahlprinzip eines ‚Briefwechsels‘ endgültig aufgegeben worden. Zugleich hatte man sich gegen eine rein regestartige Verzeichnung der Stücke entschieden. Angestrebt ist seither eine möglichst vollständige chronologische Sammlung aller Briefe, Urkunden, Akten, Rechnungen, Chroniken usw., in denen Nikolaus von Kues erwähnt wird.

Die immense Menge des im Laufe der Jahrzehnte recherchierten Materials stellt besondere Herausforderungen an die Darbietungsform und Gestaltung der Edition: Nur wichtigere Stücke, insbesondere alle von Cusanus selbst verfasste Texte, werden – soweit nicht in den Opera omnia erschienen – als kritische Volledition gebracht, anderes von editionsintern sekundärer Bedeutung hingegen in Paraphrase oder lediglich in Regestform. Maßgebliche Richtschnur für die Intensität der Darbietung ist die Aussagekraft der Quellenpassagen für das Verständnis der lebensweltlichen Verflechtungen des Nikolaus von Kues. Biographische Rekonstruktion und Erfassung spätmittelalterlicher Lebensformen aus dem Blick des Einzelakteurs sind miteinander verschränkt und ergänzen sich gegenseitig.

Der besondere Charakter dieses Editionsunternehmens stellt höchste Anforderungen auch an die typographische Gestaltung der Textdarbietung. Unterschiedlichste Arten spätmittelalterlichen Geschäftsschriftguts, die zudem in stark voneinander abweichender Extensität gebracht werden, müssen in einer übersichtlichen, intuitiv verständlichen und ästhetisch ansprechenden Form aufbereitet werden. Hierfür verwenden die Acta für jedes einzelne Stück folgende Grundform:

1) Jedes Stück erhält konsequent eine eigene Nummer als maßgeblichem Zitieranker der Acta Cusana. Am Anfang jedes Stückes steht eine fett gedruckte Kopfzeile mit Datum, Ort und der laufenden Nummer. Konjizierte Daten werden, wie alles sekundär Erschlossene, in spitze Klammern gesetzt. Das Datum bezieht sich auf den berichteten Inhalt. Weicht das Entstehungsdatum der Quelle hiervon ab, wird dieses Datum mit einem „zu“ versehen („zu Januar 1454“); etwa wenn in einer erst viele Jahre später entstandenen Chronik von früheren, Cusanus involvierenden Ereignissen berichtet wird.

2) Es folgt im kursiven Normalsatz ein kurzes Kopfregest mit Angabe des Ausstellers, gegebenenfalls des Adressaten und einer Kurzangabe des Inhalts oder Betreffs.

3) Hieran anschließend folgen in kursivem Petitsatz detaillierte Angaben über die handschriftliche Überlieferung, die Drucke und die wesentlichen bisherigen Erwähnungen des Stücks in der Forschungsliteratur.

4) Bei einigen Stücken schließt sich eine zusätzliche Vorbemerkung an, die die Erschließung von Datum und Verfasser erläutert oder in den für das Verständnis der Quelle notwendigen historischen Kontext einführt.

5) Im Quellentext ist durch größeren Schriftgrad erkennbar, ob es sich um von Nikolaus von Kues selbst verfassten Text handelt. Nicht von Cusanus stammende Texte (und das ist die Majorität) werden in Petitsatz je nach Bedeutung entweder als Volltext (stets im Antiqua-Satz) gebracht oder aber durch geraffte Inhaltsbeschreibungen (kursiv) ersetzt.

6) Zu den Editionstexten gehören jeweils getrennt a) ein kritischer Variantenapparat und b) ein Sachkommentar, in der Regel am Ende der Nummer. Nur bei längeren, über mehrere Seiten laufenden Stücken stehen die Apparate bereits unter der bezogenen Seite.

Der so gestaltete Rahmen ermöglicht eine rasche Orientierung und ist darüber hinaus so flexibel, dass darin die vielfältigen Textgattungen dargestellt werden können.

Historie der Satzherstellung

Monotype

Die Lieferungen 1 und 2 von Band I wurden, fast wie zu Gutenbergs Zeiten, im Bleisatz (Monotype) und Buchdruck hergestellt. Das Satzverfahren, bei dem über einen mit Matrizen bestückten Rahmen jeder Buchstaben eigens gegossen wurde, erlaubte es, die zahlreichen für die Edition erforderlichen Sonderzeichen und Diakritika in den Text einzubringen. Dabei erfolgte der Satz auf der Grundlage von auf Schreibmaschine getippten Vorlagen. Diese wurden von den Setzern auf Lochband gestanzt, mit dem Lochband die eigentliche Satzmaschine gesteuert und die Buchstaben gegossen. Dieses Verfahren war zeitaufwändig und zugleich fehleranfällig. Nach Erscheinen von Band I, Lieferung 2 wurde zunächst erwogen, den Editoren zur Erfassung der Texte und Apparate einen Lochbandstanzer zur Verfügung zu stellen und mit diesem Lochband die Satzmaschine zu steuern.

Diese Möglichkeit kam jedoch nicht zum Einsatz, weil sich die in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts rasant ausbreitende Technik der Textverarbeitung mittels PC in den Vordergrund drängte. Anfang der 90er Jahre wurde für die Teillieferungen Band I ,3a und 3b, in Abstimmung mit dem Satzbetrieb und dem Verlag, eine Erfassung der Daten mit MS-Word beschlossen. Sie erlaubte es, mit einer zuvor festgelegten Liste von Kodierungen, die auf den Sonderzeichen des ASCII-Codes basierte, sämtliche für den Satz notwenige Kommandos und Diakritika in den Text einzubringen und für die Konvertierung in das Fotosatzsystem zu definieren. Übertragen wurden die Daten mittels Diskette. Die auf dieser Basis vollzogene Texterfassung nahm für die knapp 1.000 Seiten umfassenden beiden Lieferungen etwa zwei Jahre, die Satzherstellung, Umbruch und Korrektur zwei weitere Jahre in Anspruch. – Der für die Lieferungen I,3a und 3b über die Scangraphic zum Einsatz gekommene Fotosatz auf Filmbasis wurde bereits drei Jahre später beim Registerband I,4 durch ein DTP-Satzverfahren und PDF-Daten als Ausgabemedium abgelöst.

In den vorgenannten Verfahren war es, mit Ausnahme von Band I,4, notwendig, zunächst alle Leittexte mit auf den jeweiligen Text orientierten Zeilenzählern zu setzen, um in der nächsten Stufe alle Apparate zu setzen und die Bezugsstellen und Querverweise auf die Zeilenzähler der Textstücke einzubringen. Versuche, die Edition mit dem Programm TUSTEP zu setzen, haben sich als zu zeitintensiv und letztlich als nicht durchführbar erwiesen.

Seit Eintritt von Thomas Woelki in die Edition werden sowohl Leittexte als auch Apparate (ab Band II,1) gleich bei der Texterfassung formatiert, so dass die Vorlagen bereits als druckfertige PDF-Datei beim Verlag eingereicht werden. Dies ist durch die Nutzung des „Classical Text Editor“ möglich, der sich ausgezeichnet bewährt hat (dazu siehe http://cte.oeaw.ac.at). Durch den Einsatz des Programms entfällt die langwierige Aufteilung des Satzes nach Leittext und Apparaten. Alle Textarten und -stufen lassen sich parallel eingeben, verwalten, Korrekturen leichter einbringen. Zusätzlich benötigte Sonderzeichen sind auf der Basis der bisherigen Verfahren vom Verlag angefertigt und angepasste Schriftfonts integriert worden.

Über mehr als vier Jahrzehnte hinweg hat der Verlag mit Editoren und Satzbetrieben für eine technisch und qualitativ anspruchsvolle Umsetzung der Forschungsergebnisse in den Acta Cusana Sorge getragen. Diese Ergebnisse stehen nun aufgrund der Förderung durch die DFG zur weiteren Erschließung des Materials als OA-Ausgabe zur Verfügung.

» Weiterlesen: Bedeutung der Edition

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